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Weißensee adé 1987

Nach fünf Jahren Studium an der Kunsthochschule Berlin Weißensee und mit einem Diplom als Gebrauchsgrafiker beginnt Jan Lengert seine freiberufliche Tätigkeit in Berlin Friedrichshain. Das Atelier in der Friedenstraße ist Teil der Wohnung, in der er mit seiner Frau und den Zwillingstöchtern Judith und Katharina lebt. Als Dunkelkammer dient ein abgetrenntes Stück des Flures, ein Telefon gibt es nicht. Erste Geschäftsverbindungen werden geknüpft und Jan arbeitet u. a. für den Progress-Filmverleih und die Hochschule für Musik. Inspirierend ist die Zusammenarbeit mit MarcusMacchio Produktion, einer Agentur, die mit Grafikern, PR-Fachleuten und Journalisten für die Rock & Popmusikszene tätig ist. Hier beginnt u. a. auch die Zusammenarbeit mit der Band Rockhaus, die bis zum heutigen Tag anhält. Arbeiten für diese Band werden bei der Ausstellung „Junge Berliner Künstler“ 1988 am Fernsehturm gezeigt. Im selben Jahr gestaltet Jan das Plakat für das legendäre Konzert von Bruce Springsteen auf der Radrennbahn in Weißensee, das in dem Film „Mein Sommer ´88 – Wie die Stars die DDR rockten“ von Carsten Fiebeler aus dem Jahr 2013 eine Rolle spielt. 1989 zieht die Familie in die Gubener Straße um. Die geräumige Wohnung mit Atelier erstreckt sich über zwei Etagen und wurde zuvor vom einem Animationsfilmzeichner genutzt. Endlich gibt es auch ein Telefon.

Nennen wir uns Zenon 1990

Bereits in den letzten Jahren der DDR gibt es in Ostberlin über 1.000 freiberufliche Grafiker, die um Aufträge konkurrieren. Eine völlig neue Situation stellt sich mit dem Fall der Mauer ein. Plötzlich bekommt der Faktor Werbung, vor allem für die noch existierenden Betriebe in den „neuen Ländern“, eine enorme Bedeutung. Bei einem Gespräch mit dem seit Studienzeiten befreundeten Grafiker Detlef Helmbold entsteht in den letzten Wochen des Jahres 1989 die Idee, ein Grafikdesign-Studio zu gründen. Den Kollegen ist klar, dass umfangreiche Aufträge im Corporate Design Bereich im Kollektiv besser bewältigt werden können. Jan Lengert hatte mit einem Plakatentwurf zum internationalen Jahr des Grafik-Designs einen Preis gewonnen. Das Plakat zeigt eine geflügelte Schnecke als Sinnbild für die vitalisierende Wirksamkeit des Designs. Verbunden mit dem Slogan „Wir verleihen ihrem Anliegen Flügel!“ entwickeln sie daraus das künftige Signet. Was fehlt, ist ein kurzer, einprägsamer Name. So beginnt das Blättern in Wörterbüchern und nach einigen Gläsern Wein fällt der Satz: „Nennen wir uns Zenon…“

Im Januar 1990 beginnt in den Atelierräumen der Gubener Straße die gemeinsame Arbeit. Es wird eine aufregende Zeit: Mit einigen Anzeigen in Tageszeitungen wecken sie großes Interesse. Während die Grafiker noch mit der Beschaffung von Mobiliar unterwegs sind füllt sich der Anrufbeantworter mit Anfragen. Sie sind kaum in der Lage allen Kontakten nachzugehen. Schnell wird klar, sie brauchen Verstärkung.

Die Agentur 1991

Es gelingt Zenon Kunden aus den unterschiedlichsten Genres zu gewinnen. Sie betreuen Autoverleiher, Fahrgastschiffer, Motorenbauer, Möbelhersteller, Friseurstudios und eine Blindenhundschule. Eine große Pharma-Handelsgesellschaft wird Hauptkunde und für das „Classic Open Air Gendarmenmarkt“ schaffen sie das CD und betreuen das Festival mehrere Jahre. Zenon arbeitet für Rockbands und Liedermacher, gestaltet Plakate und Programmhefte für das Metropol-Theater und betreut ein großes Hotel in Mitte werblich. Für viele kleine und mittelständische Unternehmen entwickeln die Grafiker Signets und CD. Zu den Kunden kommen bald auch mehrere Werbeagenturen, die Zenon regelmäßig mit Designleistungen beauftragen. Die Agentur wächst personell um zwei Angestellte und beschäftigt zeitweise mehrere Freelancer. In Neuruppin wird eine Werkstatt eingerichtet, in der Entwürfe von Großflächen durch Wolfgang Lengert von Hand umgesetzt werden. Noch ist die Zeit des digitalen Großflächendrucks nicht gekommen. Viel Zeit verbringen die Grafiker in der Dunkelkammer, Entwürfe und Reinzeichnungen werden mit Pinsel, Stiften und Klebstoff erstellt.

Im Herbst des Jahres 1991 ist die Zeit reif für eine radikale Veränderung des Produktionsprozesses. Der erste Mac nimmt auf dem Arbeitstisch Platz und verabschiedet mit Grinsemund Vergrößerungsgerät, Entwicklerbäder, Letraset-Kataloge, Anreibebuchstaben, Transparentdecker und Sprühkleber ins Reich sagenumwobener gebrauchsgrafischer Vergangenheit. Das kostet seinen Preis: Für den Macintosh II ci (80 MB Festplatte!), einen s/w-Laserdrucker und einen s/w-Scanner werden 32.038,56 DM fällig. (Die Bildschirme sind noch nicht dabei.)

Ein neues Konzept 1995

Nach fünf Jahren kann Zenon eine erfolgreiche Bilanz ziehen. Es waren sehr arbeits- und erfahrungsreiche Jahre. Der Mac ist aus dem Arbeitsprozess nicht mehr wegzudenken. Die Räume in der Gubener Straße werden langsam zu eng. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie es weitergehen soll. Die Organisation der Agentur, die Akquise von Aufträgen und deren Verwaltung verschlingen viel Zeit auf Kosten der kreativen Arbeit. Nach langen Diskussionen beschließen die Grafiker eine räumliche Trennung. Die Gestalter gehen nun gestalterisch wieder ihre eigenen Wege und firmieren unter Jan Lengert ZenonDesign und Detlef Helmbold ZenonDesign. Es wird beschlossen, die Herstellungsleistungen weiterhin über ZenonWerbung abzuwickeln und auch größere Projekte gemeinsam zu bearbeiten. Dieses Konzept hat sich bis heute bewährt.